Unehrliche Klima- und Energiepolitik
November 30, 2025 - Lesezeit: 4 Minuten
Die heutige CH-Klimapolitik zielt darauf ab, möglichst viele CO2 - Emissionen ins Ausland zu verlagern und dann so zu tun, als gingen uns diese nicht mehr an. Gleichzeitig ist es eine Illusion zu glauben, wir könnten als Schweiz mit ca. 1 Promille des globalen CO2-Ausstosses den Klimawandel stoppen. Dabei wird die Stromversorgungssicherheit insbesondere in den Wintermonate Nov.-Febr. zunehmend vernachlässigt:
- wir hängen immer mehr Winterstromverbraucher (E-Wärmepumpen etc.) ans Stromnetz, ohne zu wissen, woher dieser zusätzliche Strom herkommen soll
- Berechnungen der ETH gehen davon aus, dass der Strombedarf nicht zuletzt auch wegen der Digitalisierung in den Monaten Nov. bis Febr. von heute ca. 22-24 TWh bis 2050 auf bis zu 38 TWh ansteigen wird. Ohne die heutigen Kernkraftwerke entsteht dann selbst mit dem Ausbau der PV gemäss Energiestrategie auf 36 GW in diesen Monaten eine Stromlücke von bis zu 19 TWh.
- Gleichzeitig werden wir in den Sommermonaten viel zuviel Leistung und auch Strom im Netz haben, Wenn dann gleichzeitig die rotierenden Massen der konventionellen Grosskraftwerke wegfallen, leidet die Frequenzstabilität und die Gefahr von Blackouts steigt stark an, wie das Beispiel auf der Iberischen Halbinsel vom April 25 zeigt.
- Gleichstromerzeuger wie PV und Batterien sind reine Frequenz-Taktnehmer und tragen nichts zur Frequenzstabilität bei. Auch Windräder mit ihren vergleichsweise kleinen rotierenden Massen können bei den bei uns üblichen, wenig stabilen Windverhältnissen die rotierenden Massen der Grosskraftwerke nicht kompensieren.
- Ausserdem, wir importieren im Winterhalbjahr immer mehr (Kohle-)Strom aus Deutschland bzw. Atomstrom aus Frankreich und erhöhen gleichzeitig das schon heute bis zu 8 TWh betragende Winterstromdefizit
- Die Kohlestromimporte aus Deutschland verursachen mehr als doppelt soviel CO2 wie ein modernes Gaskombikraftwerk mit Restwärmeauskopplung, nur eben nicht in der Schweiz!
- Der Zubau an erneuerbarer Winterstromerzeugung ist sicher richtig und wichtig, er wird aber auf der Zeitachse und auch bez. Potential massiv überschätzt. Einige GWh ergeben aber noch lange keine TWh - mehr Rechnen als Glauben wäre dringend angesagt
- Mit PV auf Dächern kann die Winterstromversorgung insbesondere in den Monaten Nov./Dez./Jan. und Febr. auch bei massivem Ausbau nicht ausreichend gewährleistet werden, wie Beispiel einer PV-Anlage aus der sonnenreichen Region Basel bestätigt. Demgegenüber müssten Windräder und alpine PV-Anlagen, um einen substantiellen Beitrag zur Verminderung der Winterstromlücke zu leisten, um ein Vielfaches stärker ausgebaut werden als die betroffene Bevölkerung bereit ist zu akzeptieren.
- Mit hocheffizienter Wärme-Kraft-Kopplung (WKK) gestützt auf Wärmenetze kann die Winterenergieversorgung wesentlich resilienter gemacht werden als mit einseitiger Elektrifizierung des Wärmebedarfs mittels E- Wärmepumpe.
- Mit dem Ausbau von Biogas insbes. aus Landwirtschaftlichen Reststoffen kann analog dem Vorbild Dänemark auch in der Schweiz ein substantieller Beitrag zur Ökologisierung der Energieversorgung geleistet werden. Gemäss Untersuchungen der ETH/Eidg. Forschungsanstalt SWL gibt es in der Schweiz ein nachhaltig erschliessbares Biogaspotential von 3-5 TWh, wovon heute gerade mal 10% genutzt wird. Das dabei anfallende klimaneutrale CO2 kann zudem zur Herstellung von SynFuels verwendet werden. Dieses Energie-Potential kann ausserdem durch Speicherung in das Winterhalbjahr verlagert werden
- Anstelle von hocheffizienter WKK / Gaskombikraftwerken mit Restwärmeauskopplung (Gesamtwirkungsgrad > 85%) bauen wir Notstromkraftwerke, die mehr als 60% ihres Energiebedarfes über das Kamin wegpusten, dies in Zeiten knapper Ressourcen. Übrigens um 1 TWh Strom zu produzieren, muss ein 300 MW Kraftwerk nahezu das ganze Winterhalbjahr laufen
- Wir belasten unsere Produktionen einseitig mit CO2 - Auflagen und importieren gleichzeitig immer mehr Waren aus fernen Ländern mit viel höherem CO2 - Footprint ohne irgendwelche Auflagen und machen uns somit immer mehr abhängig in Schlüsseltechnologien wie z.B. Solarmodule etc.
- Generell: Grosse Warenflüsse über weite Strecken belasten das Klima erheblich
Mit einer solchen Klima- und Energiepolitik kann man vielleicht das Volk überlisten, aber nicht die Natur.
Die Natur rechnet anders!!
Anstatt einseitig auf Elektrifizierung unseres Energiebedarfes zu setzen und gleichzeitig noch leichtfertig unsere Winterstromversorgung und unseren Wirtschaftsstandort durch Carbon Leackage zu gefährden, sollte man eine mehrgleisige Strategie mit Fokus auf Elimination von fossilem CO2 gestützt auf ganzheitliche Betrachtungen verfolgen. Dazu braucht es aber für die heutigen fossilen Energieträger einen Quotenplan mit stetig ansteigenden erneuerbaren Anteilen analog der Renewable Energy Directives (RED)der EU.
Der Weg zum Ziel ist genauso wichtig wie das Ziel!
Denn bei der CO2-Problematik umfasst das Bilanzgebiet immer unser Planet, deshalb
Think Global - Act Local
Es braucht ganzheitliche globale Betrachtungen und regionale/lokale Lösungen.
Ob durch unser Handeln und Konsum die CO2-Emissionen in der Schweiz oder im Ausland anfallen, ist für den Klimaschutz völlig irrelevant. Wir sind so oder so für unsere fossilen CO2-Emissionen verantwortlich!
Anbei ein Referat dazu: link
und noch ein aktuelles Referat von Dr. Eduard Kiener, ehemaliger Direktor des BfE: link